Dieser VW-Bus war von 1972 bis ca. Mitte der 70er Jahre Auslieferungsfahrzeug der Firma Gerbelmann aus Hannover. Deswegen heißt er seit dem Wolfsburger Käfertreffen 1995 "Onkel Gerbelmann".
Außer der folgenden Geschichte gibt's noch ein paar Unterseiten zu diesem Bulli:
"Der alte Gerbelmann war ein echter Pedant. Jeden Tag volltanken, jede Woche waschen. Mann, wir haben die Autos mehr geputzt als gefahren!" So erzählte mir ein ehemaliger Mitarbeiter der Firma "Radio Fernsehen Gerbelmann". Und nur so ist der hervorragende Erhaltungszustand dieses Kastenwagens aus dem Modelljahr 1972 zu erklären.
Die Informationen über die Vorgeschichte des Wagens sind trotzdem eher dünn gesät, weil nämlich sein Erstbesitzer, der genannte "alte Gerbelmann", 1994 verstorben ist. Zuvor hat er diesen Bus, einen von zwei identischen (Wo ist der andere geblieben? Sachdienliche Hinweise bitte zu mir!), als Ruhestands-Auto gefahren, nachdem er sich etwa Mitte der 70er Jahre aus seinem Geschäft zurückgezogen hatte. So erklärt sich dann auch der Kilometerstand von unter 40.000, mit dem seine Witwe den Bus dann 1994 zu verkaufen versuchte mit erstaunlich geringem Erfolg! Abgemeldet am 26. Januar 1994, fand er erst im Oktober 1995 wieder zurück auf die Straße.
Sein Zweitbesitzer hatte eigentlich nur einen Transporter für die Instrumente und Geräte seiner Band gesucht. So erlitt das Auto dann auch seine leichten Blessuren, unter anderem wurde die Trennscheibe zur Fahrgastzelle ausgebaut und weggeworfen. Ersatz fand sich erst nach einiger Zeit... Trotzdem sollte man dem Mann nicht allzu böse sein, immerhin erkannte er den Wert des Wagens und verbastelte ihn nicht zu einem Wohnmobil o.ä.
Leicht ungepflegt wirkte er trotzdem, als er mir im März 1996 begegnete. Trotzdem war sein traumhafter Zustand nicht zu übersehen, so daß ich ihn nach längerer Verfolgung "stellen" und genauer betrachten konnte. Zu meiner Überraschung war er sogar wegen Nachwuchs zu verkaufen! Schlaflose Nächte folgten, bis ich den nicht gerade geschenkten, aber seinen Preis werten Bus finanzieren konnte.
Dem Kenner wird aufgefallen sein, daß dieser Transporter über einige Ausstattungsdetails verfügt, die es für den Transporter eigentlich nie gab. Die Schutzleisten auf den Stoßstangen waren normalerweise dem Bus L vorbehalten, und auch Ausstellfenster oder abblendbarer Innenspiegel sind eigentlich nur bei Bussen zu finden. Meine Vermutung ist, daß diese Teile ziemlich früh, vielleicht sogar beim Kauf, nachgerüstet wurden, um den Wagen "wertvoller" und damit werbewirksamer erscheinen zu lassen. Besonders die Ausstellfenster sind aber auch unverzichtbar, da es wegen der Fahrerraumrückwand bei offenen Kurbelfenstern zieht wie Hechtsuppe.
Die Felgenzierringe sind, wie auch Nebelscheinwerfer und -schlußleuchte, keine Original-VW-Teile. Aber sie sind "original Gerbelmann" und bleiben deswegen selbstverständlich am Fahrzeug nur den ursprünglich montierten Käfer-Nebellampenschalter habe ich durch ein Bus-Teil ersetzt und die durchgerosteten Nebelscheinwerfer selber durch NOS-Bosch-Scheinwerfer, die mein Opa noch in der Garage liegen hatte, als er starb.
Ein echtes "Highlight", oder besser: ein echter Glanzpunkt ist auch der Fahrtenschreiber. Im Gegensatz zur üblichen Praxis ist er nicht anstelle des, sondern zusätzlich zum serienmäßigen Tacho montiert worden. Unter dem Vorderwagen findet sich ein verplombtes Tachowellenverteilgetriebe! Der Fahrtenschreiber selbst ist älter und hat mehr Kilometer auf dem Zähler als das Auto, da er noch aus dem Vorgängerfahrzeug übernommen wurde, einem laut Erzählung des Mitarbeiters genauso lackierten und beschrifteten T1-Kastenwagen aus den frühen 60er Jahren. Den zu finden, ist natürlich ein Traum, der aber wohl unerfüllt bleiben wird was 1972 ausgemustert wurde, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit heute mehrfach recycled und vielleicht längst ein Golf-Kotflügel. Schade drum!
Zwischenzeitlich stand Onkel Gerbelmann fest im
VW Bus Museum
in Salzgitter, das allerdings leider die Fusion mit der
Interessengemeinschaft T2
nicht überlebt hat und deshalb heute Geschichte ist. Bis es soweit war, mußte er aber auch für mich ein bißchen arbeiten: vor allem natürlich waren seine Dienste als mobiler Schlafplatz gefordert, aber er durfte durchaus auch mal bei einem Umzug helfen wenn dabei auch nach bester Gerbelmann-Manier darauf geachtet wurde und wird, daß das gute Stück keinen Schaden leidet. Momentan steht er trocken bei meinem Schrauber unterm Carport, und bald soll er auch mal wieder fahren, wenn wir den Motor mal abgedichtet haben. Für die wirklich harten Jobs im Leben eines Bullis hab ich aber inzwischen
Delzy.
Leider hat "Onkel Gerbelmann" irgendwann einmal einen Heckschaden erlitten, was heute noch an geringen Farb- und Glanzunterschieden sowie falschen Motorklappenscharnieren zu sehen ist. (Sogar im Bild oben zu sehen: vergleiche das "Antennenbau" mit dem "Kundendienst"!) Das wird auch so bleiben, denn genau wie die Anekdoten, die Zubehörteile und die übrigens vollständig mit dem Pinsel auflackierte Werbebeschriftung gehört es zur Geschichte des Autos! Meine Pläne beschränken sich darauf, zu konservieren und zu polieren und irgendwann mal die vordere Stoßstange und die Felgen neu zu lackieren.
Um zum Abschluß noch eine der Anekdoten aus Erstbesitz-Zeiten zum Besten zu geben: Der "alte Gerbelmann" soll auf die Bitte seiner Frau, doch mal ein paar bepflanzte Blumenkästen irgendwohin zu bringen, geantwortet haben: "Um Gottes Willen, das können wir doch nicht machen! Da leidet doch so'n Auto!" Ein VW-Transporter, wohlgemerkt, in den normalerweise Heizkörper und ähnliche Geräte achtlos hineingeworfen werden ...
Und, nur der Vollständigkeit halber: Irgendwelche Kaufangebote sind selbstverständlich zwecklos im Gegensatz zur Kontaktaufnahme mit mir, wenn Du mehr über meinen Transporter wissen solltest oder sogar alte Fotos hast: Dann lohnt sie sich, und nicht nur für mich! Aber auch wenn Du noch Fragen hast, schreib mir ruhig.
Frühere Versionen dieses und des Delzy-Artikels finden sich sowohl auf VW-Bus-Museum.de als auch auf Claus Fribergs bunter Bullyseite.
Probleme, Tips, Ideen zu dieser Seite? Immer zu mir:
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Zuletzt bearbeitet am 1. September 2004